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Im alten China hatte ein Arzt zwei Aufgaben: Er sollte Mitmenschen so unterstützen, dass sie nicht krank werden und wenn sie doch krank wurden, dann sollte er sie heilen. Dabei spielt bis heute die Ernährung eine wichtige Rolle. Dr. Hua Zou erklärt das so: „In China sagt man zur Begrüßung nicht „Wie geht´s?“, sondern „Hast du schon gegessen?“ – denn wer gut und gesund gegessen hat, der hat Kraft, fühlt sich wohl und kann viel arbeiten. Bei den Mahlzeiten achten die Chinesen auf die Vielfalt: „Nur“ ein Gericht gilt als „langweilig“, zu einer richtigen Mahlzeit gehören (wie früher auch bei uns) mindestens ein Gericht und eine Suppe. Die Chinesen achten auf die Farbe, den Duft und die Verträglichkeit eines Gerichts.

Was bedeutet das? In der klassischen chinesischen Medizin gibt es die Vorstellung der verschiedenen Kräfte von Yin und Yang. Ein Mensch ist gesund, wenn diese Kräfte und Energien harmonisch sind. Dabei handelt es sich nicht um einen starren Zustand, sondern die Klassische Chinesische Medizin (KCM) geht davon aus, dass diese Kräfte im Menschen ständig von sich aus nach einem inneren Gleichgewicht suchen, das bei jedem Menschen einzigartig ist.

Diese Harmonie soll Tag für Tag mit dem Essen unterstützt werden. So sollen in jedem Gericht die Energien von Yin und Yang in einem ausgewogenen Verhältnis sein. Außerdem sollen bei der Wahl der Mahlzeiten der Wohnort, die Jahreszeiten und die individuelle Lebensart des Menschen berücksichtigt werden. Das ist ein Grund, warum Empfehlungen aus China nicht unbedingt und immer buchstabengetreu auf Deutschland übertragen werden kann. Stattdessen braucht es  Empfehlungen, die mit Hilfe des chinesischen Systems von Yin und Yang auf die deutschen Verhältnisse angepasst werden.

„Ich möchte Menschen in Deutschland Tipps zu einer guten Ernährung geben“, sagt Dr. Hua Zou. Sie selbst ist in China geboren und aufgewachsen. Bei ihrer Großmutter und ihrer Mutter hat sie als Kind zugeschaut und mitgemacht, wenn gekocht wurde. Nach dem Studium der westlichen Medizin und der klassischen chinesischen Medizin in China kam sie nach Heidelberg, wo sie an der Universitätsklinik promovierte. Später absolvierte sie eine Ausbildung zur Heilpraktikerin und hat heute eine eigene Praxis. Trotz der vielen beruflichen Verpflichtungen hat sie täglich frische Mahlzeiten zubereitet: „Mein Sohn ist in einer fremden, neuen Umgebung aufgewachsen – da war es wichtig, dass er ein gutes Essen bekommen hat.“

Nun möchte Dr. Hua Zou ihre Erfahrungen an andere Menschen weitergeben. Sie hat passend zur Jahreszeit und zu Deutschland jeweils drei Rezepte (ein Fleisch- oder Fisch-Gericht, dazu zwei vegetarische Gerichte), ein Rezept für eine Suppe, ein Rezept für einen Tee und ein Rezept für kranke Menschen zusammengestellt. Das Besondere: Es sind meist Alltags-Gerichte, die nicht im normalen China-Restaurant zu haben sind. Dazu gibt es einen „Oma“-Tipp, wie man sich mit einfachsten Mitteln vor einer Erkältung und anderen Krankheiten schützen kann. Ein chinesischer Garten-Tipp rundet das Angebot ab.

Wir beginnen mit dem Frühling! Nach einem kalten Winter freuen sich alle auf mehr Licht und Wärme. Es bedeutet aber auch, dass der Körper sich von der Kälte auf eine wärmere Periode umstellen muss. Für ein gesundes Kind ist das leicht, doch mancher Erwachsener tut sich damit schwer. Schon die Sprache sagt es, wenn man zum Beispiel von der „Frühjahrsmüdigkeit“ oder der „Frühjahrsgrippe“ spricht.

Warum also nicht den Körper jetzt mit einer Mahlzeit nach chinesischem Rezept bei der Umstellung von „Kalt“ auf „Warm“ unterstützen? Beim Kochen gilt: Die chinesische Küche ist nicht nur ein reines Handwerk, sondern eine Kunst. Jeder kann und soll das Rezept durch Übung und Ausprobieren auf seine individuellen Bedürfnisse abstimmen. Das gehört dazu! Die meisten Zutaten sind im normalen Lebensmittelgeschäft oder Supermarkt erhältlich, einige nur im Asia-Shop. Und noch etwas: „Gut geschnitten – ist halb gekocht!“ Für die chinesische Küche müssen praktisch alle Zutaten fein geschnitten werden. Knoblauch, Ingwer oder Karotten werden zum Beispiel so hauchdünn geschnitten, dass die Messerklinge durch die Scheiben durchschimmert. Dabei achtet der Chinese darauf, dass die Schnittflächen möglichst groß sind, also lieber schräg als senkrecht schneiden. Warum? Über die große Flächen können die Lebensmittel schnell und gut die Gewürze aufnehmen und müssen nur noch kurz gebraten, gekocht oder gedünstet werden. Zum Braten oder Kochen mit Öl wählt man unbedingt ein Öl, das hohe Temperaturen verträgt, zum Beispiel Sonnenblumen- oder Rapsöl. Bitte kein Olivenöl und keine Butter! Sesamöl eignet sich zum Verfeinern der Speisen am Schluss, nicht jedoch zum Braten oder Kochen.